Regie & Drehbuch
Andres Veiels Arbeitsweise zeichnet sich durch eine intensive, zum Teil mehrjährige Recherche aus. Im Laufe seines künstlerischen Schaffens wurde er für seine Dokumentar- und Spielfilme, für seine Theaterinszenierungen und Autorentätigkeit mit weit über 50 Auszeichnungen geehrt, darunter der Europäische Filmpreis, mehrere Deutsche Filmpreise, der Grimme-Preis und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Größere Bekanntheit erlangte Andres Veiel mit seinem Kinodokumentarfilm BLACK BOX BRD (2001), in dem er die Biografien des Bankmanagers Alfred Herrhausen und des RAF-Terroristen Wolfgang Grams gegenüberstellt, sowie dem Kinospielfilm WER WENN NICHT WIR (2010) über die Vorgeschichte der RAF, der seine Premiere im Wettbewerb der Berlinale feierte und dort mit dem Alfred-Bauer-Preis ausgezeichnet wurde. Seine Theaterstücke wurden vielfach übersetzt, an mehr als 100 Bühnen aufgeführt und u.a. zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Bereits während seines Psychologie-Studiums im West-Berlin der 80er Jahre absolvierte Veiel eine Regie- und Dramaturgie-Ausbildung bei Krzysztof Kieślowski im Künstlerhaus Bethanien und inszenierte mit einer Knast-Theatergruppe mehrere Stücke in der JVA Berlin-Tegel. An seinen ersten abendfüllenden Dokumentarfilm „Winternachtstraum“ (1992) schließt sich der unter anderem mit dem Friedenspreis der Internationalen Filmfestspiele in Berlin sowie dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnete Dokumentarfilm „Balagan“ (1993) an, mit dem er seine Arbeit am Theater mit der filmischen Arbeit verbindet - ein weiterer roter Faden, der sich durch sein gesamtes Werk zieht. 1996 dreht er den Dokumentarfilm „Die Überlebenden“, der den Freitod von drei seiner Klassenkameraden thematisiert. Die Arbeit gilt als einer der persönlichsten Filme von Veiel und wurde zugleich als eine brillante Zeitstudie seiner Generation gefeiert. Das Langzeitprojekt „Die Spielwütigen“ (2004), das sich über eine Zeitspanne von sieben Jahren mit den Herausforderungen der Ausbildung und dem Erwachsenwerden von vier Schauspielschülern der renommierten Schauspielschule „Ernst Busch“ in Berlin befasst, feierte seine Premiere auf der Berlinale 2004 und wurde dort mit dem Panorama-Publikumspreis ausgezeichnet. Es folgt der semi-fiktionale Film „Der Kick“ (2006), der auf seinem gleichnamigen Theaterstück beruht, welches am Maxim-Gorki-Theater in Berlin unter seiner Regie uraufgeführt wurde. Für das 24-stündige Dokumentarfilmprojekt „24h Berlin – Ein Tag im Leben“ (2008) von Regisseur Volker Heise, dreht er den Teil über die Chefredaktion der Boulevardzeitung Bild. 2013 begleitet er für das Projekt „24h Jerusalem“ einen UN-Mitarbeiter in palästinensischen Flüchtlingslagern.
Ein weiterer Kinofilm beschäftigt sich mit dem umstrittenen Künstler Joseph Beuys. Für BEUYS (2017) recherchierte er über drei Jahre lang in verschiedenen Archiven und verbrachte mit seinem Editoren-Team mehr als 18 Monate im Schneideraum. Der Film, der zum größten Teil aus bis dahin unveröffentlichtem Archivmaterial besteht, stellt nicht das künstlerische Schaffen von Beuys in den Mittelpunkt, sondern den Menschen dahinter. Der Film feierte seine Weltpremiere 2017 im Wettbewerb der Berlinale und erhielt u.a. den Deutschen Filmpreis für den besten Schnitt und den besten Dokumentarfilm.
Ein weiterer kontroverser Film Veiels, der in Deutschland viele Diskussionen auslöste, war der Fernsehfilm „Ökozid“ (2020). Der Regisseur stellt darin das Deutschland der Zukunft vor den Internationalen Gerichtshof, um die jahrelange Umgehung von Kilmaschutz-Vorgaben der EU gerichtlich aufzuarbeiten. Veiel brachte „Ökozid“ 2022 auch im Theater heraus.
Im Januar 2025 erscheint das Buch „Close-up Leni Riefenstahl. Neue Perspektiven aus dem Nachlass“ (2025; Fischer Verlag), welches Veiel zusammen mit Klaus Dermutz geschrieben hat und in dem er über seine Arbeit am Film und die Komplexität der Person und Werk Leni Riefenstahl reflektiert.